Dienstag, 31. Juli 2012
Rinder einfangen
Die Trockenheit ist auch an den Weiden zu merken, es steht kaum noch Gras, und auch tägliches Zufüttern von Heuballen verhindert, dass die Rinder versuchen außerhalb besseres Gras zu suchen. Da der Fluss nur noch wenig Wasser hat laufen immer wieder welche am Ufer entlang zum Nachbarfeld, eine 240 ha-Weide, wo ansonsten als Mutterkühe standen. Heute aber dachte sich 4 Stück, dass sie den Zaun niedertrampeln und am Straßengraben fressen wollen. Ist jemand zur Farm gefahren gekommen und hat es gesagt, und dann ist alles los, mit dem Quad, Auto und Traktor. Die Rinder wurden eingekreist und sind dann auch gleich wieder zurück über den Zaun. Wurde sofort mit begonnen den Zaun zu reparieren. Den Traktor mit dem Erdbohrer geholt und Löcher gebohrt und Pfosten reingedrückt, und die Drähte angenagelt. 6 Leute mit 3 Traktoren mit Frontlader. Die Pfosten sind hier aus Zedernholz, ist sehr weich und hält durch das Öl im Holz (richt genauso wie die Bleistifte) sehr lange. Manche Pfosten sind 80 Jahre alt, hier muss meist der Draht vor den Pfosten ausgetauscht werden. Die Trockenheit merkte man bei Bohren der Löcher extrem: bei 1 m tiefe sind nur wenige feuchte Tonklumpen hochgekommen, es dürften die oberen 70 cm vollkommen ausgetrocknet sein!
Sonntag, 29. Juli 2012
Stroh pressen
Das Gewitter vom Dienstag brachte nur eine kleine Abkühlung: Am Donnerstag war mal ein wolkenverhangener Tag mit 22 °C und auch heute sind es nur 29 °C. Gestern war es wieder warm und in der Nähe hat einer der größenwahnsinngen Schweizer, der hier das ganze Land aufkauft und die Landpreise in, für kanadische Verhältnisse, astronomische Höhen von 7.000 €/ha treibt, Durum gedroschen. Ein 60 ha-Schlag. Gemäht wurde mit dem seinem kleinen Mähdrescher, John Deere 9660i mit 7,5 m Schneidwerk. Für den Schweizer typisch wurde alles gleichzeitig gemacht: Durum dreschen, Stroh pressen und Bäume ausreißen. Der große Knicklenker zum Stoppelgrubbern hat auch schon bereit gestanden. Der ist schon den ganzen Sommer damit beschäftigt alle Flächen zu trainieren und Wassergräben zuzuschieben, um großen Flächen zu erhalten. Da der Betrieb dieses Jahr keinen Weizen und Gerste angebaut hat wurde nach langem Handeln dem Schweizer das Stroh abgekauft, Preise ähnlich wie in Deutschland, 40 $/Ballen (0,8 x 0,9 x 2,1m) ab Feld. Der hat selbst mit seiner Quaderballenpresse gepresst, die Presse hat die ganze Zeit komische Geräusche gemacht, und war abends dann kaputt. Sind mit 3 Traktoren und Ballenwagen hingefahren, mit 2 Frontladern aufgeladen. Das Schwierigste war das Zurückfahren, 30 Quaderballen drauf und bei den Unebenheiten durch die neuen Drainageleitungen alles extrem am Schaukeln. Auf der Straße war auch Langsamfahrt angesagt, und wurde ständig in waghalsigen Manövern von großen Pickups überholt. Aber wenn man bedenkt, dass so was in Deutschland nicht ginge: Keine Ladungssicherung auf einer großen Landstraße, Anhänger keine Bremse, Traktor kein Nummerschild und niemals den TÜV gesehen. In Kanada geht alles!
Donnerstag, 26. Juli 2012
Fledermäuse
Gestern Nacht hatte es nochmal 20 mm geregnet. Der Mais hat gleich die Blätter wieder aufgerollt, manche sind aber auch umgefallen, weil die Wurzeln zu schwach ausgebildet waren. Silomais gibt es auf jeden Fall, wenn auch recht wenig Masse, Körnermais dieses Jahr aber nicht. Die Sojabohnen blühen und dürften auch mit geringem Ertrag durchkommen. Heute sah man den Regen schon nicht mehr, die Straße hat wieder gestaubt und die Pfützen im Hof werden stündlich kleiner. Auch über 30 mm Regen haben es nicht geschafft, dass es unter 30 °C gekommen ist. Haben Mittags jetzt 32 °C gehabt, nachmittags etwas kühler. Heute wurde bei den Großeltern das Haus mit dem Hochdruckreiniger abgestrahlt. Ist ein Holzhau und muss alle paar Jahre neu gestrichen werden. Am Giebel hängt hinter der Dachverkleidung eine Fledermauskolonie. Die sind dann entsprechend rausgekommen. Vorher laut geschrien und dann losgeflogen, sind etwas kleiner als bei uns, nur knapp 20 cm Spannweite. Manche wurde so nass, dass sie zu schwer waren und runtergefallen sind. Habe sie mit einem kleinen Brett aufgehoben und auf einen Baum gesetzt, dass die Hunde sie nicht fressen. 17 Fledermäuse sind rausgekommen und von den sechsen, die runtergefallen sind, dachte eine, sie müsse sich im Sturzflug bei mir im Arm festkrallen. Ist dann aber auch gleich runtergefallen und wurde umgesetzt. An alle Leser, die schon mal in Cuba, Kansas waren: Habe darüber eine Reportage in einer alten National Geographic-Ausgabe von 2004 gefunden: Ganz so extrem wie dort ist es hier doch nicht :-).
Dienstag, 24. Juli 2012
Gewitter
Heute gab es endlich ein Gewitter! Nach 26 Tagen in Folge mit mehr als 30°C hatte das schon heute Morgen in der Luft gelegen, war entsprechend über Mittag mit 37°C sehr drückend. Gegen 15 Uhr fängt es an zu donnern. Einige Zeit später auch zu regnen, ein kleines Gewitter, total warmer Regen. War schnell rum, nur 2 mm. Eineinhalb Stunde später dann endlich das große Gewitter. Ein totaler Sturm, wie ich ihn vor einem Gewitter noch nicht erlebt habe. Die Kühe haben Angst bekommen und sind losgerannt Richtung Stall, wurde gleich mitem Quad losgefahren, die Restlichen zu holen. Auch wurden die Curtains alle hochgemacht. Dann kam sehr schnell von Norden die schwarze Wolkenwand gezogen, in ca. 100 m Höhe und es fängt an zu regnen. War sofort recht dunkel, und gegen Süden sieht man noch die Sonne, der Himmel gelb und die schwarzen Wolken schieben sich immer weiter. Die Wiesen fangen an zu dampfen. Und es regnet so stark, dass es aussieht wie Nebel über den Feldern, die Nachbarfarm hat man nicht mehr gesehen. Nach ein paar Minuten fängt es auch an zu Donnern und Blitzen. Der Donner ist hier eher nur ein kleines Krollen. Zweimal war kurz der Strom weg. Nach so 15 min wird es wieder hell und der Regen hört auf, donnert aber noch weiter, und man sieht schön die riesigen Blitze quer über den Himmel. Gab gerade mal 10 mm. Haben angefangen zu melken, bei angenehmen 23 °C. Ist dann immer so im 15 min-Takt eine kleine Gewitterzelle drüber gezogen, kurz geregnet, paar mal geblitzt und gedonnert. Dürften 10 gewesen sein. Am Ende des Melkens war es vorbei, sind auch nur 5 mm zusammengekommen. Aber bei den 17 mm heute kann man mal hoffen, dass es etwas bringt. Die nächsten beiden Tage soll es nur 27 °C geben, ach wie schön!
Montag, 23. Juli 2012
Rundfahrt
Gestern war wieder ein großes Tour. Sonntags wird nur gemolken und gefüttert, der Rest vom Tag ist frei. Wurde dann wieder eine der Touren durch Ost-Ontario gemacht. Mehrmals jährlich wird geschaut, was die anderen Betriebe für neue Gebäude gebaut haben oder wie deren Felder aussehen. Diesmal war besonderes der Zustand des Mais und der Sojabohnen von Interesse. Und hier
sah man alles von eigentlich gut bis ganz, ganz schlecht, wo nicht mal mehr Silomais gemacht werden kann. Sind Richtung Cornwall an der Grenze zur USA gefahren. Südlich des Trans-Canadian-Highways sind weniger Äcker und mehr Buschland, meistens verwilderte, ungenutzte Äcker. Sind dann wieder umgedreht, bei einer Firma, die Generalimporteur von Krone und Strautmann ist, vorbeigefahren. Die bauen die Maschinen aus Einzelteilen zusammen, auf dem Hof stehen lauter neue Rundballenpressen, angeblich hätten sie keine Pläne, sonder nur die Bilder in den Prospekten. Bei St. Isidor, ca. 20 km von hier weg, gibts die besten Böden, flaches weites Land mit unzähligen Betrieben. Vor allem Milchvieh und Legehennen, alles gut aussehende Farmen. Nördlich der Stadt ist der größte Bio-Legehennen-Betrieb der Region, 60.000 Hennen. Und was in Deutschland allgemein
verboten ist, geht hier auch bei Bio: Käfighaltung. Waren insgesamt geschätzte 250 km und über 4 Stunden unterwegs und ich habe gefühlt "halb Kanada" gesehen. Vom Ottawa River bis zum St. Lorenz-Strom kreuz und quer durch Ost-Ontario.
sah man alles von eigentlich gut bis ganz, ganz schlecht, wo nicht mal mehr Silomais gemacht werden kann. Sind Richtung Cornwall an der Grenze zur USA gefahren. Südlich des Trans-Canadian-Highways sind weniger Äcker und mehr Buschland, meistens verwilderte, ungenutzte Äcker. Sind dann wieder umgedreht, bei einer Firma, die Generalimporteur von Krone und Strautmann ist, vorbeigefahren. Die bauen die Maschinen aus Einzelteilen zusammen, auf dem Hof stehen lauter neue Rundballenpressen, angeblich hätten sie keine Pläne, sonder nur die Bilder in den Prospekten. Bei St. Isidor, ca. 20 km von hier weg, gibts die besten Böden, flaches weites Land mit unzähligen Betrieben. Vor allem Milchvieh und Legehennen, alles gut aussehende Farmen. Nördlich der Stadt ist der größte Bio-Legehennen-Betrieb der Region, 60.000 Hennen. Und was in Deutschland allgemein
verboten ist, geht hier auch bei Bio: Käfighaltung. Waren insgesamt geschätzte 250 km und über 4 Stunden unterwegs und ich habe gefühlt "halb Kanada" gesehen. Vom Ottawa River bis zum St. Lorenz-Strom kreuz und quer durch Ost-Ontario.
Freitag, 20. Juli 2012
Die Dürre geht weiter
Es hat immer noch nicht mehr geregnet. Der Mais fängt jetzt an zu blühen, im Durchschnitt nur 1,5 m hoch. Und die Bohnen machen auch nicht viel mehr. In den USA nimmt die Dürre immer weiter zu, verfolgen wir als morgens beim Frühstückt auf CNN. Seit 3 Tagen wird jetzt darüber berichtet, vorher hats keinen interessiert. Der Landwirtschaftsminister fährt jetzt durch die betroffenen Gebiete und verspricht Geld, um Stimmen für Obama zu kaufen. Wird jetzt für den Wahlkampf ausgeschlachtet. 64 % des Landes sind von Dürre betroffen, nur 1934 wäre schlimmer gewesen. Mais sollte ein Rekordjahr geben, mit mehr als 38 Mio. ha. Die Kolben sollten dort jetzt so groß sein, wie bei uns zur Ernte, meistens jedoch keine 10 cm lang. Gebrauchte Mähdrescher gibt es so günstig wie noch nie. Viele Viehauktionen finden jetzt zweimal wöchentlich statt, da die ersten Betriebe anfangen ihre Kühe zu verkaufen. Auch viele Mutterkuhhalter verkaufen jetzt die Hälfte der Herde, weil so viel Futter zu kaufen sich nicht mehr lohnt. Überall wird jetzt schon über die steigenden Lebensmittelpreise diskutiert. Auch die Kinokarten werden in den USA teurer, da dort immer ein Popcorn dabei ist. In Deutschland werden jetzt die Soja und Rapspreise noch hochgehen, und nächstes Jahr der Weizen einbrechen, weil die ganzen Amis nächstes Jahr Weizen statt Mais machen werden. Zudem wird für in zwei oder drei Jahren Rekordpreise für Rindfleisch erwartet, weil es dann nichts mehr gibt.
Mittwoch, 18. Juli 2012
Etwas Regen
Als ich heute Morgen zum Melken aufgestanden bin war es bewölkt, etwas Wind und hatte nachts 7 mm geregnet. Super Wetter. Kleine Pfützen im Hof und kein Staub mehr, herrlich. Während dem Melken hat es noch mal einen kleinen Schutt gegeben, 4 mm. Wenn da alle im Melkstand stehen und zuschauen, und die Stimmung richtig gut wird. Ist jetzt Hoffnung, dass es dieses Jahr doch noch wird, nachdem am Wochenende eigentlich gedacht wurde, dass es das war für dieses Jahr. Aber auf jeden Fall brauchts noch mehr Regen. Gleich danach wieder strahlende Sonne, 33 °C. Und da merkt man sofort die Schwüle Hitze. In Toronto Hitzewarnung für gefühlte 45 °C. Um die Mittagszeit gab es nochmal 2 mm. Danach bedeckter Himmel und leichter Wind bei 26 °C, angenehm. Man hat sofort gesehen, dass der Mais wieder grün wurde und die Blätter aufrollte. Auch die Sojabohnen sahen besser aus, aber nur die, die auf normaler Reihenweite gesät sind. Am Abend sah es nach Gewitter aus, gab aber keins, 40 km südlich war ein Tornado.
Dienstag, 17. Juli 2012
Ottawa zum Zweiten
War gestern nochmal in Ottawa. Diesmal ohne Canada Day die Stadt anschauen, und da wirkte sie fast wie ausgestorben. Zudem sind Semesterferien und die 60.000 Studenten nicht da. Ottawa hat ca. 800.00 Einwohner. 2001 wurden 10 umliegende Städte im Ballungsraum eingemeindet, und da hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelt und die Stadt ist größer als das Saarland. Die eigentlich Stadt ist nicht so riesig, nur im Regierungsviertel Hochhäuser, ansonsten niedrige Blocks. In der Innenstadt ist alles gut zu Fuß zu erreichen. Hauptsehenswürdigkeit ist der Parliament Hill, ein Hügel über dem Fluss, auf dem das Paralment steht. Das ist selbst auch nicht gerade so groß, man merkt, dass Kanada damals nur eine Kolonie war. Und allgemein kommt die Stadt nicht gerade rüber, als wäre es die Hauptstadt, eher mit Mainz vergleichbar als mit Berlin. Wenige Straßenzüge vom Regierungsviertel entfernt war fast nichts los. Allein in der großen Mall waren viele Leute, aber wohl auch nur, da es dort eine Klimaanlage gibt. Hat auch mal ganz kurz geregnet, was aber nichts gebracht hat. Die gesamte Stadt ist durch ein sehr dichtes und gutes Busnetz erschlossen, die Vorstädte werden durch Express-Busse angefahren, die auf eigenen Straßen fahren und die Haltstellen eher wie S-Bahn-Stationen aussehen.Könntete ihr als Leser bitte mal kurz einen Kommentar schreiben, von wo aus ihr lest. Dass ich mal sehe, wer mein Blog liest und wo überall. Gruß David.
Samstag, 14. Juli 2012
Straße grubbern
Historisch bedingt ist hier das Wegenetz in einem Raster mit 1,6 km Abstand angeordnet, die sogenannten Concession Roads. Danach orientieren sich alle Wege, mit Außnahme der größeren Landstraßen. Wo Farmen stehen sind die Wege asphaltiert, ansonsten geschottert oder unbefestigt. Einen Unterschied zwischen Straße und Feldweg gibt es nicht. An der Farm geht eine unbefestigte Straße ("Dirt Road") vorbei, die wir als Haupt-Feldweg nutzen, nach ca. 3 km in Richtung Ort geht sie in eine Schotterstraße über. Die Strecke wird von manchen als Abkürzung Richtung Ottawa genutzt, da man ggü. der Landstraße 8 km spart. Zumindest werden die wichtigen Schotterstraßen und Dirt Roads im Sommer alle 4 Wochen vom Township mit einem Grader glattgeschoben. Der neue Fahrer, der das seit 2 Jahren macht, kriegt das aber nicht hin. Statt zu den Seiten hin zu den Gräben den Weg abzuflachen, schiebt der alles glatt. Folge ist, dass das Wasser nicht abfließt und der Weg dann total tief ausgefahren ist. Gestern war er mal wieder am glatt schieben, als wir mit dem Chisel Plow zum Feld gefahren sind, um verwilderte Flächen, wo mal Schlauchsilos lagen, zu grubben. Fragen ihn, warum der das nicht besser macht, kam dann soweit, dass wir angeboten haben, neben an der Straße zu grubben, dass er das einfachen beischieben kann. Auf dem Rückweg zur Farm vor dem Mittagessen also noch 1,5 km Straße gegrubbert. Hier muss mal scheinbar überall die Initiative ergreifen, dass was gemacht wird.
Freitag, 13. Juli 2012
Aktion Murmeltier
Murmeltiere sind hier in Kanada wie bei uns Kaninchen, gibt es in Massen. Wenn man den alten Bahndamm (ist jetzt ein Radweg) mit dem Traktor entlangfährt, rennen ständig welche neben in die Hecken. Seit gestern Morgen saß ein junges Murmeltier in einem Hohlraum im Fahrgestell des Güllefasses. So dass die Hunde nicht drankamen. Der ganze Tag und die Nacht saßen die beiden älteren Hunde daneben und bellten und rissen die ganzen Kabel und Hydraulikschläuche ab. Da wurde heute nach dem Frühstück beschlossen, das Murmeltier da rauszuholen. Mit der Hand kam man zwar dran, aber keine Chance das rauszuziehen, da die total scharfe Zähne haben. Der Versuch mit einem Stock endete dadurch, dass der Stock abgefressen wurde. Also härtere Mittel: Ein Bunsenbrenner. Zuerst wurden die beiden Hunde mit Ballenschnur an der Frontladerschaufel angebunden, die die dann fast umgezogen haben. Der junge Hund wurde nicht angebunden. Durch ein kleines Loch am Fahrgestell wurde der Bunsenbrenner reingehalten, dem Murmeltier hat der Schwanz etwas angekockelt, aber kein Zentimeter bewegt. Von vorne ist es dann gleich rausgekommen, der junge Hund hat es gleich geschnappt, musst es aber gleich wieder hinlegen. Die beiden anderen wurden losgemacht und alle 3 mussten sitzen bleiben bis das Murmeltier aufgestanden ist und in die Wiese gerannt, dann durften die auch los es jagen. Das Murmeltier war wahrscheinlich aus irgend einem Bau direkt hinter den Maschinen. Ein typisch kanadisches Problem, oder sieht ein europäisches Murmeltier je ein Güllefass?
Donnerstag, 12. Juli 2012
Drainieren
Regen gab es immer noch keinen. Wenn, dann müsste es auch schon mehr als 20 mm Regen, den bei weniger, würde alles einfach in die Risse laufen. In der Zeitung war heute das Titelthema, dass die letzten 12 Monate das wärmste und trockenste Jahr aller Zeiten in Ottawa war. 8,5 °C statt 6,2 °C Jahresdurchschnittstemperatur, und nur 630 mm statt 960 mm Regen. Jetzt sind überall zentimeterbreite Risse im Boden, ansonsten hat man mit zu nassem Boden zu kämpfen. Man merkt hier, dass aktuell mit dem Ackerbau ("Cash Crops") gut Geld zu verdienen ist. Überall werden Äcker drainiert und man sieht in der Landschaft viele der schwarzen Rollen mit Drainagerohren liegen. Klassisch werden hier die Felder mit Entwässerungfurchen und Wassergräben entwässert. Die Schläge zwischen zwei Wassergräben sind nur 60 bis 100 m breit (dafür aber bis zu 1,6 km lang!), und dazwischen befindet sich alle 10 bis 20 m eine Entwässerungfurche und in Längsrichtung alle 150 bis 200 m. Beim Drainieren wird mit einem speziellen Tiefenpflug am Knicklenker im Abstand von 9 m ein 1,2 m tiefer Schlitz gezogen, darein wird dann ein Plastikrohr verlegt. Anschließend das gesamte Feld mit einem großen Planierschild flach abgezogen. Alles ist laservermessen, um genauer zu sein, als mit GPS. Dabei werden noch gleich die Wassergräben zugeschüttet um ein großen Schlag zu bekommen. Kosten: 2.000 €/ha. Hier der Betrieb hat nur ein einzige drainiertes Feld, der größte Schlag, 40 ha Wiese, hier wird beim 1. Schnitt das Gras gehäckselt. In der Nachbarschaft werden aktuell 3 Felder drainiert, alle Farmer in der Gegend wollen drainieren, um scheinbar mitreden zu können, dass sich die Erträge angeblich dadurch verdoppeln. 20 % Ertragssteigerungen sind realstischer.
Pionierarbeit
Heute wurde Pionierarbeit geleistet: Land urbar gemacht. Brachflächen hinter den Wiesen am alten Bahndamm. Die schon brachlagen, als die Farm vor 30 Jahren gekauft wurde. Viele nutzen die Trockenheit um sonst nicht befahrbare Brachflächen zu bearbeiten. Der Boden ist moorig, Torf, der in der Gegend auch abgebaut wird. Ein dunkler sehr humosreicher Tonboden mit großen glazialen Steinen drin. Aktuell locker und fein wie Puderzucker. Zuerst wird mit einer Scheibenegge durch das Gras (über 1,5 m hoch) gefahren, vorne mit der Frontladerschaufel plattgedrückt. Danach mit dem Chisel Plow (einem schweren Grubber mit 9 Zinken in 2 Reihen auf 4 m Breite und davor 20 Schneidscheiben ähnlich einer Scheibenegge, bloß dass die Scheiben nicht gewölbt sind) 25 cm tief bearbeitet. Der 150 PS NewHolland packt da seine 4,5 km/h davor. Trotz dem großen Zinkenabstand fährt der sich bei 2 m hohem Schilf schnell zu. Dann werden zwei Scheibeneggen hintereinandergehängt und mehrmals drübergefahren um das Gras und Unkraut klein zu bekommen. Vor etwa 10 Jahren wurden die Hecken und kleine Bäume auf der Fläche mit einer Planierraupe zu Haufen zusammengeschoben. Die Haufen sind in Löcher geschoben, die entstanden, als der Torf im Winter davor unter dem Schnee gebrannt hat. Im Frühjahr ist dann da ein Traktor reingefallen.
Dienstag, 10. Juli 2012
Vankleek Hill Lifestock Exchange
Waren heute Abend auf der Lifestock Exchange in Vankleek Hill, ungefähr 25 km von hier entfernt. Findet zweimal wöchentlich Abends Viehauktion statt. Hauptsächlich Schlachtkühe und Kälber, aber eigentlich alles in Vieh. Schafe, Schweine, Pferde, Ziegen, soll auch mal ein Zebra oder Strauße gegeben haben. Der Auktionator sitzt an einem kleinen Ring, wo sich die Kühe gerade drin rumdrehen können und rundherum eine Tribüne. Hier sieht man alle Gestalten: Farmer, Viehhändler und andere zwielichtige Gestalten, die meisten aus Quebec. Die Viecher werden im Halbminuten-Takt versteigert. Heute Abend war u.a. ein 500 kg-Eber dabei, und recht viele Pferde. Auch zwei große Clydesdale. In letzter Zeit werden öfter Rennpferde verkauft, da die Regierung keine Pferderennen mehr unterstützt. Schlachtkühe erzielen aktuell Preise, die über 50 % höher sind als in Deutschland. Gute Kühe alle über 1.200 $, und selbst für abgemagerte, hinkende, für die man bei uns nichts mehr bekommt noch 600 $! Im hinteren Teil der Halle sind Laufgänge, wovon man von oben auf alle Tiere in den Abteilen schauen kann. Hier werden die Tiere nach Käufer sotiert, sowie dahinter über 100 einwöchige Holstein-Kälber.
Samstag, 7. Juli 2012
Heu pressen, Teil 2
In den letzten Tagen wurden der 2. Teil des Heus gemacht. Diese Naturwiesen, die noch nie gedüngt wurden, hatten doppelten Ertrag als die anderen. Bester schwarzer Boden. Ein Teil des Heus hat der Belgier gekauft, der als die Sojabohnen drischt. 20 $ pro Quaderballen + Pressen, langes Verhandeln, denn eigentlich wollte der nur 10 zahlen. Ich habe geschwadet, der Schwader wurde erstmals auf die Ablage von 2 kleinen Schwaden eingestellt. Vor dem Schwader jetzt der Deutz-Allis 7085 (Cabrio), der nach einem halben Jahr kaputter Zapfwelle endlich repariert ist. Der Lohnunternehmer hat mit einem neuen NewHolland T7 und einer neuen NH-Presse gepresst. Standard-Ballenmaß ist hier 80 x 90 cm. Beim Ballenladen merkte man den Unterschied zu den Rundballen. Bei den Rundballen wird immer nur verhalten geladen. 2 Ballenwagen des Betriebs können 6 Rundballen hintereinander laden, einer 7. Werden als 17 bzw. 20 Rundballen geladen. Bei dem kurzen Anhänger aber 28 Quaderballen und bei dem langen 30. Habe den kurzen Anhänger mit dem John Deere 7610 des Belgiers über den Acker gezogen, da kommt dessen Freundin mit dem Pickup und hintendran einem Ballenanhänger (was der Pickup packt wird auch gezogen). Das war auch ein langer Anhänger, aber 3 Achsen und Anhängerkupplung. Wurde dazwischengehängt. Zum Schluss mit 58 Ballen und über 25 m Zuglänge, dazu noch die Achsschenkellenkung der Anhänger mit geringem Lenkeinschlag: Da werden selbst die größten Kurven eng. Zumal die Wiesen hier meist nur zwischen 60 und 100 m breit sind, und alle 10 - 15 m eine Entwässerungsfurche, wo beim Durchfahren die Wagen gut schwanken. Beim Rückweg hat der Belgier bei einem Schlagloch auf dem Weg ein paar Ballen verloren, nicht so schlimm. Ladungssicherung gibts hier auch auf längeren Straßenfahrten nicht.
Freitag, 6. Juli 2012
Warten auf Regen
Wirklich geregnet hat es immer noch nicht, am Dienstag Abend gerade 6 mm, so dass es nicht mehr gestaubt hat. In den letzten 20 Tagen hat es 3 mal geregnet, zusammen nur 15 mm, und an 17 Tagen war es heißer als 30 °C. Von Gewittern keine Spur. In Quebec und Saskatchewan gab es in den letzten Tagen Unwetter. Ansonsten hat ganz Nordamerika Probleme mit der Hitze. Im Mittleren Westen und im Süden der USA bis zu 45 °C. In Florida Überschwemmungen, im Norden seit etlichen Tagen kein Strom, in Colorado riesige Waldbrände. Hier hat der Bach neben der Farm noch nie so wenig Wasser geführt. Der Mais rollt schon total die Blätter, und die Sojabohnen sind am vertrocken. Die, die ich vor zwei Wochen in die Wiesen gesät habe, konnten nicht keimen. Aber auch in den USA haben die solche Problem, habe in einem Farmer-Forum gelesen, dass etliche jetzt schon den Mais häckseln, um dieses Jahr überhaupt noch was zu bekommen. Bei den meisten wird das Futter knapp, da das gesamte eingelagerte Getreide und Soja wegen den hohen Preisen verkauft wurde. Ein 96-jähriger hat geschrieben, dass er sich nur an ein so extrem heißes Jahr erinnern kann: 1934.
Mittwoch, 4. Juli 2012
Zetor vs. Samsung
Zetor 12145 gegen Samsung B2100. Gewinner: Zetor. Heute wurden wieder Siloballen gefahren. Alban, der französische Praktikant mit den NewHolland mit Frontlader lädt die Ballen auf und ich fahr mit dem Zetor mit dem Ballenwagen langsam über die Wiese. Ganz normal. Wenn der erste Wagen voll ist, wird er abgehängt und der zweite angehängt. Da man in Kanada nur Zugpendel hat, muss man per Hand ankuppeln. Einer fährt ran, der andere hält die Deichsel hoch und schiebt den Bolzen rein. Der erste Anhänger ist voll, Alban stellt sich auf den Aufstieg am Zetor und fährt mit, um die Anhänger umzuhängen. Danach sucht er überall sein Handy auf dem NewHolland und meint dann, es müsse runtergefallen sein. Ich finde es auch gleich, und was war, ich bin drübergefahren. Und soviel, dass ein Samsung B2100 alles aushalten würde: Nein. Display ging nicht mehr. Für Alban kein Problem, er hat ja noch sein Nokia 3720, und dass wäre ja dann wenigsten unzerstörbar. Heute Abend gabs endlich etwas Regen, aber nur bisschen, kein Gewitter. Aber sofort die Luft angenehm und nur noch 24 °C.
Dienstag, 3. Juli 2012
Canada Day
Am Sonntag war Canada Day. Der kanadische Nationalfeiertag, auch "Kanadas Geburtstag" genannt, der an die Gründung von 1867 erinnert. Dazu wird jeder 1. Juli in Ottawa zu einer giganitschen Party. So waren es dieses Jahr etwa 5.000.000 Leute in der Stadt. Sind mittags nach Orleans gefahren, einer Vorstadt von Ottawa, wo die beiden ältesten Söhne des Betriebs wohnen. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis in die Innenstadt. Die Straßen entsprechend voll, im Regierungsviertel die Straßen gesperrt und tausenden von Leuten, so wie man es in Deutschland nie sieht. Fast alle Leute haben rote Tshirts an, auf denen Canada steht, oder ein Spruch, wie toll Kanada ist, bzw. wie stolz sie sind, Kanadier zu sein. Dazu rote Ahornblätter aufs Gesicht gemalt. In den Bars und Kneipen ist ab mittags richtig Party. Am Parlamentshügel war um die Mittagszeit ein offizieller Festakt und danach alle möglichen kanadischen Bands, Topact: Simple Plan. Abends gab es dann noch ein großes Feuerwerk, haben das vom Major Hill Park, der auf der anderen Seite eines kleines Kanals neben dem Parlament liegt, aus gesehen. Und dabei haben mehrere zehntausende Leute die Nationalhymne gesungen. Der Rückweg nach Orleans knapp 1,5 h für 15 km, weite Strecken zu Fuß und in zahllosen überfüllten Bussen.
Sonntag, 1. Juli 2012
Wetter extrem
Das Wetter ist hier schon extrem, heute Morgen um 6 Uhr schon 30 °C. Gewitter gab es keins, heut nachmittags nur in der Nähe, und außer starkem Wind war nichts. Die ganze Erfahrung aus Mitteleuropa das Wetter grob abzuschätzen bringt nichts. 2 Wochen sehr warm ohne Gewitter ist selbst hier nicht normal. Das Jahr ist viel zu trocken, jetzt sind schon Gräben ausgetrockent, die als erst Ende Juli trocken sind, und so sieht man auch am helligsten Tag nachtaktive Waschbären am Bach, bzw. eine Gruppe Stinktiere auf der Wiese, die man sonst nur nach einem Regen sieht. Allgemein ist das Klima hier extrem, so dass man es als Europäer nicht glauben will. Vor 5 Wochen hatte hier die Bäume noch keine Blätter, und innerhalb 2 Wochen war dann alles grün. Von Ende April bis Mitte Juni wird ausgeseht, und von Ende September bis Ende Oktober Mais geerntet. Sojabohnen wenn sie reif sind, bis in den November hinein. Getreide steht nur 90 Tage. Wenn es jetzt noch regenen würde, kann es vorkommen, dass der Mais über 20 cm am Tag wächst. In Jahren wo es ordentlich Gewitter gibt, kommt es vor, dass nach dem 1. Schnitt gleich mit dem 2. weitergemacht wird. Die Temperaturschwankungen sind groß, Anfang September können die ersten Nachfröste kommen, und tagsüber 25 °C. Im Winter vor dem Melken unter - 10°C, und danach wegen der hoch stehenden Sonne (geographische Breite hier wie Mailand) 5 °C und der Schnee schmilzt auf den Dächern. Zumindest bin ich, obwohl ich eigentlich den ganzen Tag auf dem Traktor sitze, braun wie noch nie.
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