Donnerstag, 20. September 2012

Zurück in Deutschland

Bin nun wieder zurück in Deutschland. Die 3 Monate sind verdammt schnell rumgegangen. Das Wetter ist hier weit kühler, und die Luftfeuchtigkeit extrem hoch, inzwischen ungewohnt. Ansonsten fällt noch auf wie sauber, ordentlich und modern es in Deutschland ist. Dazu das doch recht hügelige Rheinhessen und die sehr gut ausgebauten, aber recht schmalen Straßen. Muss man sich erst beim Autofahren wieder dran gewöhnen, und in Worms ist mehr Verkehr als in Ottawa... Die letzten 3 Monate waren eine schöne Zeit mit vielen interessanten Einblicken in die kanadische Landwirtschaft und neuen Erfahrungen. Ich möchte mich dabei bei Familie Seyler und allen von der Horse Creek Farm bedanken. Genauso wie bei den ganzen Lesern hier, waren über 20 Stamm-Leser pro Tag, die über das letzte viertel Jahr eifrig gelesen und viele Fragen gestellt haben, aus Deutschland und den ganzen anderen Ländern.

Sonntag, 16. September 2012

Fliegendes Silo

Da ich immer wieder von Leuten geschrieben bekommen habe, dass das sich hier alles so abenteuerlich anhören würde: Das Meiste wirkt sicher nur so abenteuerlich. Ansonsten noch was für alle anderen. An der unbefestigten Straße zu den Feldern liegt neben ein typisches 100t-Getreidesilo. Es gehört zu einer Farm auf der anderen Seite des Flusses, etwas von dort aus ca. 1 km entfernt. Der Besitzer hat noch eine andere Farm zwei Orte weiter und dort letztes Jahr ein 5.000t-Getreidelager gebaut. Die kleinen Silos hat er verkauft, sollten abgeholt werden und waren schon losgeschraubt. Im Januar war dann Sturm und eines Morgens hat dann das Silo auf der Wiese gelegen. War nachts umgefallen und über den zugefrorenen Fluss gerollt und die 5 bis 6 m hohe Böschung hoch. Der Besitzer wurde angerufen und wollte es nicht glauben. Drei Tage später war dann Stromausfall, das Silo war weiter gerollt und hatte einen Strommast umgedrückt. Der Reperatur-Trupp von Hydro One (der Stromversorger von Ontario) hat es dann an den Weg gezogen und am Weidezaun festgekettet. Seit dem liegt es da. Im Juli hat sich dann jemand dran bedient und den Lüftungsdeckel mitgenommen. Geholt hats der Besitzer immer noch nicht, wo er ständig sagt er würde es demnächst machen.

Hawkesbury District Hospital

Nach einem verstauchten Fuß und einer knapp umgangenen Gehirnerschütterung bin ich diese Woche dann nicht mehr ums kanadische Gesundheitswesen drumherum gekommen. Beim Maishäckseln am Montag war mir abends ein Maisteil ins Auge geflogen. Am Vorgewende direkt den Luftstrahl vom Krümmer des Häckslers ins Gesicht bekommen und da waren ja halt noch paar Brocken drin. Nachteil am Plattform-Traktor, und im Dunkel hat man ja auch keine Sonnenbrille auf. Am Mittwoch war das Auge dann so schlimm, dass ich zum Arzt musste. Hausarzt ging nicht, da man da zwei Wochen vorher einen Termin braucht. Die Poliklinik im Nachbarort ging auch nicht, da man da nur hinkann, wenn man dort seinen Hausarzt hat. Die Augenärztin macht nur Augenkontrolle und darf keine Medikamente verschreiben... Also entweder die Augenklinik in Ottawa oder die Notaufnahme vom Kreiskrankenhaus in Hawkesbury. Hier würde sie meistens dahin fahren, und dann mitten in Nacht, dass man nicht so lange warten muss. Sind schon wärend dem Melken losgefahren, dass man vor 9 Uhr da ist und nur um die Uhrzeit 4 h warten muss. Bloß da ich ja keine kanadische Krankenversicherung habe musste ich direkt zahlen und wer direkt zahlt, kommt direkt dran, so wie in Deutschland. Nur eine halbe Stunde warten; legale Korruption, weltweit. War ein Hornhautriss, und da die grad schon dabei waren am Geld machen wurde da noch gleich neben Augentropfen noch Antibiotika und Schmerzmittel verschrieben. Was ich dann aber in der Apotheke nicht geholt habe. Die Apotheke hier ist ja auch eher eine kombiniert Apotheke mit Drogerie-Markt und Rolator-Laden.

Nachtweide, 21 Uhr

Nach dem Mais Häckseln am Montag wurden noch die Kühe gefüttert. Da dieses Jahr durch die Trockenheit der Graswuchs auf den Weiden äußerst gering ist, wird schon seit Anfang Juli Grassilage dazugefüttert. Dazu werden drei Futterwagen genutzt, dies sind flache Plattformwagen mit einem Fressgitter rund herum. Sowohl auf der Weide, wo die Kühe tagsüber sind, als auch auf der Nachtweide steht ein Wagen, der dritte an den Siloschläuchen zum Befüllen. Da Mais gehäckselt wurde, und die Kühe dies gerochen haben, haben sie den ganzen Tag nichts gefressen sondern nur am Zaun entlang gelaufen und versucht rauszukommen ans Silo. Entsprechend hatten die dann Hunger. Sollte den leeren Wagen in der Nachtweide zum Befüllen rausholen, normalerweise wird das vor dem Melken gemacht, wenn keine Kühe auf der Weide sind. Hatte den kleinen Deutz-Allis ohne Licht, dachte mir noch, wenn man damit die Silowägen durch den Schlamm ziehen kann, findet man damit auch den Futterwagen auf der Weide. Kaum war ich reingefahren war ich sofort mitten in der Herde, um den Traktor 160 Kühe, 11 hochtragende Rinder und 3 Bullen. Das bisschen Licht von der Begrenzungsleucht hat nichts gebracht, wenn da direkt eine Kuh davor steht. Langsam rumgefahren, die Kühe alle mitgelaufen. Fahre im Zickzack die 2 ha ab, wo der Wagen als irgendwo hingestellt wird. Nicht gefunden. Gebe dann auf und kriege es hin aus der Herde rauszufahren. Mache gerade das Tor auf, als der Betriebsleiter mit dem anderen vollen Wagen reinfährt und meint "hättest lange suchen können, mir ist gerade eingefallen, dass heute die zwei anderen auf der Tagweide gestanden haben." Fast 20 min lang auf einem Traktor ohne Licht in der Kuhherde rumgefahren und nach dem nicht vorhandenen Futterwagen gesucht. Ist halt etwas abenteuerlich, hier in Kanada.

Mais häckseln Teil 2

Da es in der Nacht zum Samstag 38 mm geregnet hatte, wurde erst am Sonntag weiter Mais gehäckselt. Die Feldwege waren aber trotzdem noch sehr schlammig. Das erste Problem gabs es direkt zu Beginn, an dem Wagen, der auf dem Acker stehen gelassen wurde, hatte irgend ein Idiot an den beiden hinteren Rädern die Luft rausgelassen, und dazu noch die Ventile rausgeschraubt und die Reifen von den Felgen geschoben. Also musste zuerst repariert werden. Der kleine 90 PS Deutz-Allis ohne Allrad war absolut an seinen Grenzen die vollen Wagen durch den Schlamm zu ziehen. Man merkt aber bei jedem einzelnen Wagen, dass das System mit den vom Häcksler gezogenen Anhängern und dem Schlauchsilo sehr langsam ist. Wenn die beiden Tandem-Anhänger mitfahren geht es deutlich schneller, dann ist nur noch das langsame Abladen limitierend. Highlight war sonntags Abends im Dunkeln mit dem kleinen Deutz-Allis durch den Schlamm zurück zufahren, und da es in Kanada ja keinen TÜV gibt, muss auch kein Licht gehen. Aber nur mit rechten Begrenzungsleuchte sieht man auch nicht sonderlich viel und so was das dann eher eine Blindfahrt im Schritttempo, wo man nicht nach hinten schaut, weil man nicht sehen will wie der Anhänger rumrutscht und in den Graben will. Am Montag ging es dann weiter. Wurde auch mit dem Deutz-Fahr DX 7.10 gefahren, den wir gerade so vor dem Häckseln noch zusammen gebaut hatte. Hat aber nicht so geklappt, Bremsen gehen nicht, die Diffenrentialsperre macht sich selbstständig. Bremsen und richtig lenken geht nicht wirklich. Dazu 160 PS und Doppelräder, im Schlamm kaum zu fahren, also ist er dann wieder in die Maschinenhalle gestellt worden. Der armselige 1,5 m-Mais neben dem Hof ging nicht zu häckseln, da dort so viel Gras und Hirse drinsteht, dass das Maisgebiss ständig verstopft. Das soll dann mit dem alten angehängten Gehl-Häcksler, der seit 15 Jahren nicht mehr benutzt wurde, gehäckselt werden. Haben an zwei kompletten Tagen 100 Acre geschafft, nicht sonderlich viel.

Freitag, 14. September 2012

Mais häckseln Teil 1

Am Freitag wurde begonnen Mais zu häckseln, so früh wie noch nie. Gehäckselt wurde von einem Lohnunternehmer, ein holländsicher Kanadier, mit einem John Deere 6910 mit Kemper 4,5 m reihenunabhängigem Maisgebiss. Vom Betrieb wurden die drei zweiachsige Häckselwagen genutzt, diese werden vom Häcksler gezogen, und nicht nur beim Anhäckseln, da sie ein Dach drauf haben. Dazu kamen zwei Tandem-Anhänger vom Lohnunternehmer. Die drei zweiachsigen Anhänger werden von 2 Traktoren gezogen, immer ein leere Anhänger zum Feld und ein voller zurück. Der Mais wird in die Schläuche einsiliert, die Silopresse ist der begrenzende Faktor der Schlagkraft: einen Wagen abzuladen dauert 15 min. Die Wagen sind mit einem nach vorne laufenden Kratzboden und Dosierwalzen vorne. Davor ein schmales Querförderband. Ansonsten braucht auch das Umhängen der Anhänger viel Zeit, sodass nur eine Stundenleistung von etwa 5 acre gepackt wird. Vorteil ist dieses Jahr der extrem trockene Boden, so dass man fahren kann wie man will. Um kurz nach 16 Uhr war dann was am Maisgebiss kaputt und nach fünfeinhalb Stunden waren nur 35 acre gepackt.

Samstag, 8. September 2012

Wieder mal Rinder einfangen

Vor einigen Tagen kam morgends jemand, der neben die Rinderweide die 240 ha Wiese im Auftrag des örtlichen Versuchsbetriebes mulcht. Die Rinder wären wieder auf der Wiese und müssten raus. Der Versuchsbetrieb gehört zum Campus Alfred der Universität Guelph und ist das einzige französischsprachige Landwirtschafts-College (Berufsschule) in Ontario. Da der Betrieb so was von schlecht läuft stellen die jetzt auf Bio um. Die Wiese hatte ein großer Mutterkuhhalter dem Staat vor einigen Jahren verkauft. Seit dem liegt die Brach. Bei der Umstellung auf Bio darf die drei Jahre lang nicht gedüngt werden und auch nicht beweidet, da die Rinder nicht Bio sind und damit konventionell düngen würden. Also mussten wir die einfangen. Waren insgesamt 32 Stück, die dann mit dem Quad und deren 3 Traktoren mit Mähwerken zusammengetrieben wurden. Die hätten aber das Gras eh nicht gefressen, da das extrem verholzt ist und eher schon in Richtung Buschland geht. Die waren durch ein Loch im Zaun abgehauen. Da der Zaun aber auf der Seite des Nachbarn an die Posten genagelt ist, ist das seiner, und der müsste ihn auch reparieren. Hat ja aber kein Interesse daran. Wurde also auf der unserer Seite einfach noch ein zweiter Draht draufgenagelt.

Mittwoch, 29. August 2012

Mais ist reif

Gestern bei der wöchentlichen Feldrundfahrt wurde der Mais begutachtet, und einzelne Äcker sind schon reif. Sieht zwar nicht so aus, da es Stay-Green-Sorten sind. Dieses Jahr wegen dem trockenen Wetter vier Wochen früher als üblich. Ist entsprechend gewachsen bei dem heißen Wetter und dem bisschen Regen in den letzten 3 Wochen. Wurde jetzt schon entsprechend beim Lohnunternehmer der Häcksler bestellt. Da noch kein anhaltendes Regenwetter in Sicht ist, wird die Ernte sicher schneller gehen als üblich, wo wegen durchweichten Böden als Pausen gemacht werden müssen. Da es etwas geregnet hatte wurde der 2. Schnitt nach 75 ha nun für einen Tag unterbrochen.

Freitag, 24. August 2012

2. Schnitt

Gestern konnte endlich mit dem zweiten Schnitt begonnen werden. Jedoch merkt man hier umso deutlicher, dass es viel zu trocken war, denn es steht kaum Gras auf den Wiesen. An manchen Stellen sieht man nach dem Windrower kaum, dass gemäht wurde. Beim Schwaden wird doppelt geschwadet, ein Schwad aus 20 m. Und selbst das ist dann gerade so viel, dass man pressen kann. Solche Schwaden wären in Deutschland beim 4. Schnitt (aus 10 m) schon sehr schlecht. Zudem ist das Gras sehr dünn, und durch den Konditionierer am Windrower, dem Schwaden und dem Schneidwerk der Presse so kurz, dass es mit dem Feldhäcksler vergleichbar ist. Ergebniss vom ersten Schlag: 12 Rundballen von 10 ha! Bei den ersten beiden Schlägen wurden die Sojabohnen die ich vor 2 Monaten reingesät hatte mitgemäht, an den meisten Stellen hat man sie kaum gesehen.

Dienstag, 21. August 2012

Vankleek Hill Fair

Waren am Sonntag auf der Vankleek Hill Fair, ca. 30 km entfernt und eine der größten in der Region. Ist eine typische Fair für Kanada. Alle Landmaschinenhändler der Region stellen jeweils ein paar Traktoren und Mähdrescher aus. Der Tierschutzverein veranstaltet eine Vogelschau mit Falken und Eulen, und sonstigen, in Europa nicht vorkommenden, Greifvögeln. Die Feuerwehren der Gegend führt einen Wettkampf durch, wo immer zwei Feuerwehrleute gegeneinander antreten und mit Atemschutzgeräten durch einen Parcours laufen müssen. Höhepunkt ist das Traktorpulling, bei dem über 25 alte Traktoren antraten, alles gut restaurierte John Deere und IH aus den 1950er. Diese ziehen einen Schlitten mit Rädern, auf dem sich Gewichte nach vorne Schieben und den Zugkraftbedarf erhöhen. Am meisten macht dabei aber die jubelnde und grölende Masse auf den Tribünen her.

Samstag, 18. August 2012

Neue Curtains

Die Bauform der Ställe in Kanada unterscheidet sich deutlich von der in Deutschland. Wegen den kalten Wintern gibt es nur Warmställe mit gedämmtem Dach und Wänden. Gebaut sind diese in überlicher nordamerikanischer Bauweise wie die Wohnhäuser_ Holzfachwerk mit Glaswolle, darauf OSB-Holzplatten und außen Aluminium-Blech. Die Decke ist innen etwas abgehängt und am First sind ein paar Abluftkamine. Die Wände sind komplett geschlossen, nur in etwa zwei Meter Höhe ist ein rundrumlaufends, 1 m hohes Lichtband, dass mit Curtains verschlossen werden kann. Diese Courtains bestehen nicht aus Windnetzen sonder aus dem Gewebe, aus dem Bigbags sind, und damit ganz winddicht. Nach 12 Jahren waren die aber jetzt so verwittert, dass sie ausgetauscht werden mussten. Eine Arbeit für 2 Tage, wofür alle gebraucht wurden.

Montag, 13. August 2012

Regenwetter

Nach 8 Wochen ist es endlich so weit: mehrere Tage mit unter 30 °C und Regen! Kaum war das Haus fertig gestrichen, ist eine Kaltfront gekommen, und gleich morgens angenehme 20 °C beim Melken. Dazu kam auch Regen, waren für 72 h 50 mm vorhergesagt, kamen dann in einem Dauerregen 30 mm. Regen, den wir hier gut gebrauchen können. Für den Mais aber leider zu spät, der ist schon durchgeblüht und nur 2 m hoch (normal sind hier über 3,5 m), aber vielleicht hilft es noch in der Kornfüllung. Das es geregnet hat, merkte man gleich daran, dass sich auf der unbefestigten Straße am Hof vorbei innerhalb einer Stunde gleich zwei schwere Sattelzüge mit Stahlträgern festgefahren hatten. Der erste kam noch selbst wieder aus dem Straßengraben raus, für den zweiten musste ein Geländeabschleppwagen von 30 km her kommen. Die Straße ist jetzt so zerfahren, dass die erst repariert werden muss, und das dauert, bis es ganz abgetrocknet ist. Auf den Wiesen war der Regen innerhalb eines Tages sichtbar, sattes Grün und das Gras 10 cm gewachsen! Muss nicht mehr zugefüttert werden und die Milchleistung ist gleich wieder hochgegangen. Die schönen "kühlen" Tage dürften aber schon wieder rum sein, es soll wieder wärmer werden.